Gregor Stawinski

12.8.2013

Typografie bei TV-Anwendungen

Bei TV-Anwendungen ist die Wahl der richtigen Schriftart entscheidend für die Qualität des User Interface. Gute Lesbarkeit, ein zeitgemäßes Erscheinungsbild und gegebenenfalls die Wiedererkennung der Marke, sollten derAnspruch bei der Schriftwahl sein. Doch welche Anforderungen stellt das Medium darüber hinaus an die Typografie?

Die Wahl der richtigen Schrift

Prinzipiell sind Schriften mit vielen Details zu vermeiden. Es empfiehlt sich in der Gattung Sans-Serif zu stöbern und jene Fonts mit klaren, offenen Formen zu bevorzugen. Bei durchschnittlich vier Meter Abstand des Nutzers zum TV-Bildschirm, können einzelne Formen auf die Entfernung unscharf werden und optisch »zusammenlaufen«. Die Punzen, also die Buchstaben-Binnenräume, sind daher am besten großzügig gestaltet. Schriftarten mit möglichst großer x-Höhe können dies gewährleisten.

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Außerdem sollten zu originäre Einzelformen als Ausschlusskriterium betrachten werden – zum Beispiel erweisen sich später extrovertierte Ober- und Unterlängen als lästig, wenn der Platz hier und da eng wird. Ausreichend Schriftschnitte sind kein Schaden, wobei wir uns eher im Medium- und Bold-, als im Light-Bereich bedienen sollten. Wieder ist es die Entfernung des Nutzers zum TV-Screen, die im Zweifel einen fetteren Schnitt rechtfertigt.

Schriftgröße, Zeilenabstand und Farbgebung

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Neben der geeigneten Schrift ist natürlich auch deren Zurichtung von Bedeutung. So sollten die jeweiligen Schriftgrößen sorgfältig ausgewählt und nicht kleiner als zwischen 16 und 20 Punkt sein. Die Standard-Lesegröße darf schon gerne 28 Punkt betragen. Der Zeilenabstand wird ebenfalls großzügig eingestellt, um lästiges verrutschen in der Zeile des geneigten Lesers zu vermeiden. Im Hinterkopf kann man behalten, dass am TV-Bildschirm heller Text auf dunklem Grund prinzipiell als besser lesbar gilt.

Font-Klassiker im TV-Einsatz

Den vorgenannten Richtlinien folgend, wurde seinerzeit die Tiresias entwickelt. Ursprünglich als Untertitel-Schrift für Sehbehinderte entworfen, zeichnet sie sich durch eine hohe Unterscheidbarkeit der einzelnen Lettern aus. Dadurch empfiehlt sie sich vor allem für Geräte mit niedriger Auflösung. Aus ästhetischer Sicht bewertet, hat sie vielleicht unter Berücksichtigung der technischen Erfordernisse viel verloren. Das fand auch Steve Matteson, der mit seiner Mayberry Schriftfamilie nachlegte – mit mehr Sinn für Ästhetik. Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch die Segoe TV, anfänglich für MSNTV speziell für TV-Anwendungen entwickelt.

Marken setzen auf Ästhetik

In Sachen Corporate-Design werden in der TV Branche Hausschriften oft weniger nach den technischen Erfordernissen, als mehr nach ästhetischen Gesichtspunkten selektiert. So spielen stilistische Überlegungen eine Rolle, etwa ob Einzelformen optisch Bezug auf den Bildschirm nehmen, oder sich die Grundformen dem 16:9-Format nähern. In früheren Tagen wurde hier oft die Eurostile bemüht (z.B. als Hausschrift von ProSieben), deren Rundungen einer Bildröhre ähneln. Heute ist die Klavika eine beliebte Wahl, so treten etwa Sat.1 und Eurosport mit ihr als Hausschrift in Erscheinung. Die futuristische Neo Sans hingegen, flankiert unter anderem das Corporate Design von kabel eins.

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Mit einer serifenlosen Schrift, die über eine großzügige x-Höhe verfügt und sich stilistisch gut dem Erscheinungsbild der Marke fügt, macht man also sicher nichts falsch. Über eine durchdachte Zurichtung der Typografie kann auch bei vorgegebenen Corporate-Schriften, die nicht 100% ins TV-Profil passen, noch einiges gerettet werden.

Gregor Stawinski

Designer

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