Auf dem diesjährigen NewTV Summit (29.01. in Berlin) war das Thema um das sich alles drehte: Wie werden diese ganzen tollen OTT-Angebote in Deutschland endlich auch kommerziell erfolgreich?OTT ist dabei in diesem Kontext gleichzusetzen mit „on Demand Video über IP auf einem smartTV“ – offiziell betitelt war der Kongress mit „Streaming Media – Technology & Monetizing“.Vortragende kamen BITKOM Kongress typisch aus verschiedenen Ecken: Öffentlich-rechtliches Fernsehen, Beratungsunternehmen, Branchen-Hardware-Dinos, privates Fernsehen und tatsächlich auch 2 Vertreter von OTT-Angeboten: Zattoo und maxdome.
Wenn ich es mir richtig notiert haben, dann verzeichnete die Nutzung von smartTV im letzten Jahr einen Anstieg um 260%, angeblich sind mittlerweile 85% der neu gekauften smartTV tatsächlich auch mit dem Internet verbunden. Das ist eine ziemlich hohe Zahl – besonders verglichen mit Ergebnissen aus 2012, als angeblich nur 10% der connected TVs auch wirklich connected waren.
Goldgräberstimmung also? Nein, nicht wirklich. Zusammengefasst waren sich die meisten Referenten einig, dass erfolgreiche OTT-Angebote heute vor allem eins sind: teuer für den Anbieter. Und schwer refinanzierbar. Einen Ausweg wollen Anbieter wie smartclip über neue Werbeformen wie adressable TV und programmatic TV bieten.
Sehr schön auf den Punkt gebracht hat es meiner Meinung nach Frau Tanja Hüter von Siemens in ihrem Vortrag „Wie etabliert man erfolgreich OTT Video Services – 10 Thesen“. Aus den 10 Thesen wurden dann zeitbedingt zwar nur 7, aber launig und schön vorgetragen waren sie trotzdem.
Auch in diesem Vortrag wurde wieder klar, dass für erfolgreiches OTT in Deutschland die Infrastruktur gar nicht vorhanden ist: Würden wir alle von heute auf morgen deutlich weniger linearen Broadcast und viel mehr IP basiertes on Demand kucken – die Leitungskapazität würde das gar nicht her geben.
Neben weiteren Thesen wie „Immer hilfreich: viel Geld“, „Special Interest ist der neue Mainstream“ oder „Machen Sie den CTO zum CMO“ ist Frau Hüter als einige der wenigen Vortragende auch qualitativ auf den Enduser eingegangen. Sie postulierte, dass es wichtig ist den Skill-Level der Zielgruppe genau im Blick zu haben und 50 Prozent der Frontend-Features zu streichen.
Da war es also, zum ersten und ich meine auch einzigen Mal auf diesem Kongress, dass auch mal darüber gesprochen wurde, was der Nutzer denn möchte, damit auch er bereit ist Geld auszugeben und damit seinen Teil zur Refinanzierung der Dienste beizutragen.
Daten, Fakten und Zahlen gab es zu Hauf, mal in die eine Richtung interpretiert, mal in die andere. Aber sich einmal qualitativ damit auseinanderzusetzen, welche Anforderungen User wirklich an ein OTT-Angebot haben, um es dann passgenau und vielleicht einfacher (günstiger?) realisieren zu können, davon hat niemand gesprochen.
Dass man nur so eine positive UX erreichen kann, davon sind wir überzeugt. Dass diese positive UX dann dazu beitragen kann Churn zu reduzieren und auch kommerziell erfolgreicher zu sein, wage ich als These einfach mal in den Raum zu stellen. Das ist zwar jetzt nicht ganz „Beyond UX“, aber vielleicht doch einmal ein etwas anderer Blickwinkel darauf, warum UX mehr als ein Buzzword ist.
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