Wie hier berichtet bot der erste Tag der 8. IA Konferenz in Berlin bereits viele Anregungen und Informationen für Informationsarchitekten, Konzepter, UX-Designer, Usability-Spezialisten, Produktmanager und ähnliche. Dem stand auch der zweite Tag in nichts nach.
Das ZDF App Universum
Besonders interessant für mich war der Vortrag von Thorsten Jonas zur Überarbeitung der ZDF heute und der ZDF Mediathek App, da viele unserer Kunden aus dem TV Bereich kommen. Ziel war es, die Usability der beiden Apps zu verbessern und sie gleichzeitig zu vereinheitlichen.
Thorsten Jonas erklärte, dass viele harte Entscheidungen getroffen werden mussten, die aber letztlich zu einer besseren Performance und damit zu einem besseren Nutzungserlebnis führten. So entschied man sich für eine native Umsetzung, iOS5 wurde ausgeschlossen und für Tablet nur der Landscape View erstellt. Die Aufstellung eines Experience Lifecycle für die ZDF heute App half zu bestimmen, wann welcher Content für den Nutzer von Interesse ist. Die so ermittelten wichtigen Inhalte wurden in der App besonders schnell erreichbar gemacht.
Auch das Branding der Apps wurde nicht außer Acht gelassen. So begegnet der Nutzer bei Start der ZDF heute App der Uhr, die er auch vom Beginn der TV Sendungen kennt und auch die Mainzelmännchen haben hier und da ihren Platz gefunden. Das Ergebnis ist beeindruckend. Obwohl bei der Überarbeitung der Apps keine neuen Funktionen integriert wurden, stieg die Bewertung im App Store von 2 auf 4,5 Sterne. Einen besseren Beweis für die Relevanz von Usability und Perfomance lässt sich wohl kaum finden. Die Präsentation zum Vortrag kann man sich hier im Detail ansehen.
Nutzer, Silos, KPIs und Momente der Wahrheit
In diesem Vortrag stellten Niels Anhalt und Tanja Scherm die Methode des Customer Journey Mappings vor. Als Beispiel diente der Prozess zur Erstellung eines Pixum Fotokalenders.
Die Methode bedarf einiger Vorbereitung. Vor dem eigentlichen Workshop musste dazu eine der bereits bestehenden Personas ausgewählt werden, für die dann die Journey Map angelegt wurde. Die Journey Map beinhaltet alle Schritte, die diese Person während der Erstellung des Fotokalenders durchläuft. Die ausgedruckten Screens dazu wurden entlang einer mehreren Meter langen Wand aufgehängt.
Nun konnte der eigentliche Workshop starten, den Niels Anhalt moderierte. Teilnehmer waren unter anderem Vertreter für Kundenservice, Marketing, CRM, UX, IT und die Geschäftsführung. In insgesamt acht Stunden ermittelten die Workshop Teilnehmer Aktionen, Gedanken, Emotionen, KPIs und Momente der Wahrheit. Diese wurden mit Post-its in verschiedenen Farben an der Wand entlang der Screens ergänzt.
Auf Basis dessen konnten Probleme aufgedeckt werden, die vorher durch Betriebsblindheit unerkannt geblieben waren. Das Ergebnis des Workshops waren zehn Ideen, wie die Bedürfnisse des Nutzers besser erfüllt werden könnten. Und da bereits alle wichtigen Entscheider am Workshop teilgenommen hatten, konnten die Optimierungen hinterher direkt umgesetzt werden. Nur wenige Monate später war auf Basis der Änderungen eine Umsatzsteigerung von etwa 30% erreicht. Auch zu diesem Vortrag gibt es die Präsentation.
Mein Fazit
Die IA Konferenz mit vorangegangenem Workshop bot drei Tage mit einer Menge Input, Gesprächen und Erfahrungsaustausch. Insbesondere fand ich die Bandbreite der Themen toll und das man sich jeweils aus zwei parallel laufenden Vorträgen, den für einen persönlich interessanteren, auswählen konnte.
Ich habe viele Ideen und Anregungen mitgenommen und Informationen zu UX-Methoden bekommen, die ich gerne selbst einmal ausprobieren möchte. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich sieben bis acht Vorträge am Tag ganz schön anstrengend fand und mir abends der Kopf schwirrte. Ich persönlich hätte mir eher weniger und dafür längere Vorträge gewünscht. In den zumeist 20-minütigen Präsentationen konnten die Themen häufig nur angeschnitten werden und nicht im Detail erläutert. Nichts desto trotz habe ich die IA Konferenz aber als sehr anregend empfunden und freue mich schon auf einen zweiten Besuch.