IA Konferenz 2014 – Workshop zum Thema Ideenfindung und erster Tag

Maximiliane Wagner

4.6.2014

Am 23. Und 24. Mai trafen sich Informationsarchitekten, Konzepter, UX-Designer, Usability-Spezialisten, Produktmanager und viele mehr zur 8. IA Konferenz in Berlin. Für mich war es die erste Teilnahme an der Konferenz, die sich dieses Jahr dem Thema „Brand Experience“ widmete.

Workshop – Million Dollar Ideation

Ich reiste bereits am Vortag der Konferenz an, um an einem halbtägigen Workshop zum Thema Ideenfindung teilzunehmen. Unterhaltsam und durch Anekdoten aufgelockert, erläuterte Oliver Gerstheimer, was genau eigentlich Ideen sind und was uns helfen kann, die eine „Million Dollar Idea“ zu entwickeln. Anschließend stellte er einen konkreten Prozess der Ideenfindung vor, der die richtige Vorbereitung von kreativen Meetings, deren Ablauf, die Nachbereitung bis hin zur Archivierung von Ideen beinhaltet. Denn dass eine Idee gerade nicht geeignet ist, heißt nicht, dass man sie später nicht noch einmal verwenden kann. Und wenn auch nur als Denkanstoß für eine neue Idee.

In einer 20-minütigen Übung probierten wir es anschließend selbst aus. Und tatsächlich generierten sechs Workshop-Teilnehmer in dieser kurzen Zeit etwa 100 Ideen zu folgender Fragestellung: Wie kann der Service an einem Flughafen verbessert und gleichzeitig ein Gewinn von fünf Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet werden. Hilfreich zum Erfassen der großen Zahl ist es, sie in kleinere Einheiten umzurechnen: Fünf Millionen Euro pro Jahr sind ca. 14.000 pro Tag. Das heißt bei einem Flughafen mit einem Passagieraufkommen mit etwa 120.000 Menschen pro Tag muss nur jeder dritte Passagier 30 Cent ausgeben, um das Ziel zu erreichen. Das erscheint doch gleich viel machbarer.

Insgesamt war der Workshop sehr inspirierend und machte mir richtig Lust darauf, neue Produktideen zu entwickeln. Schade nur, dass viele Kunden mit bereits fertigen Produktideen und Featurelisten zu uns kommen und es dann häufig zu spät ist, noch einmal völlig frei an die Ideenfindung zu gehen. Aber vielleicht lässt sich das ja mit den richtigen Argumenten in Zukunft ändern.

Tag 1 – Auftakt mit der Ansage: „Brand Experience? Ihr könnt mich mal!“

Der erste Konferenz-Tag begann mit einem Vortrag von Thomas Koch, der sich nach über 40 Jahren Berufserfahrung schon zu den „Senioren“ in der Branche zählte. Anders als die Redner der folgenden Vorträge bot er keine Power-Point Präsentation auf, sondern überzeugt rein durch Worte und einen Werbefilm aus den 60ern, mit dem er die Unterschiede zur Werbung (und dem Frauenbild) von heute illustrierte.

Er fordert dazu auf, sich in der Markentätigkeit wieder mehr auf Kunden und Inhalte zu konzentrieren, anstatt auf Preiskampf und Slogans, die nichts über das Produkt aussagt. Etwas mehr Geschichten erzählen, anstatt nur „Geiz ist geil“.

Markenwerte in der Interaktion

Auch sehr anregend war der Beitrag von Iris Viebke und Markus Wienen, die die Möglichkeit vorstellten, Nutzungstests durch die Analyse von Mikroexpressionen im Gesicht der Probanden anzureichern. Dazu wird zusätzlich zum Filmen der Testpersonen ihr Hautwiderstand gemessen. Ein Ausschlag ist Kennzeichen für besonders starke Gefühle. Durch Analyse des Filmmaterials lässt sich dann das genaue Gefühl herausfinden. Denn die sieben Basisemotionen Ärger, Angst, Ekel, Freude, Trauer, Überraschung und Verachtung äußern sich im Gesicht aller Menschen auf ähnliche, eindeutige Weise und sind zumindest für die ersten Millisekunden nicht zu unterdrücken. Der Vorteil dieser Methode ist klar: Die Gefühle bei der Nutzung eines Produkts werden messbar, selbst wenn der Probanden sie auf Grund der Testsituation nicht benennen will oder kann. Die Kennzeichen der Basisemotionen werden hier sehr schön gezeigt:

Brand Experience in Afrika

Auch wenn das Thema vielleicht abseits unseres täglichen Arbeitsalltags liegt, so war der Vortrag von Sabine Stoessel über Markenerleben in Afrika doch sehr interessant. Sie erklärte, dass eine Marke als Selbstzweck dort nicht funktioniert. Vielmehr stehen Überlegungen zum Vertrieb und zur Bezahlung eines Produkts im Vordergrund. Denn nur sehr wenige Menschen in Afrika verfügen über ein Bankkonto. Da im Gegenzug aber das Handynetz sehr gut ausgebaut ist, werden Bezahlungen und Überweisungen über das Handy getätigt. Ein- und Auszahlung von Bargeld gegen Guthaben auf dem Handy wird in vielen Shops nebenher angeboten. Vor diesem Hintergrund entstehen für uns seltsam anmutende Produktkombinationen. Bei Abschluss eines Mobilfunkvertrags ist beispielsweise eine Lebensversicherung mit beinhaltet, deren Abschluss ohne Bankkonto ansonsten unmöglich wäre. Für den Anbieter bedeutet das eine langfristige Bindung des Kunden. Und für den Konsumenten ein Produkt, das exakt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Ein Ansatz, der vielleicht auch für den europäischen Markt interessant wäre.

So ging ein mit insgesamt neun Vorträgen sehr informativer, aber auch sehr anstrengender Tag vorüber. Was am zweiten Tag folgte sowie mein Fazit zur Konferenz gibt es hier demnächst in einem zweiten Teil.

Maximiliane Wagner

UX Konzepter & Usability Engineer

mw@coeno.com

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