KI und die (UX-) Arbeitswelt: Niemand weiß, wie es weitergeht - und das ist okay

Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) hat viele von uns in einen Zustand der Unsicherheit versetzt. Schlagzeilen darüber, wie KI ganze Branchen umkrempeln wird, dominieren die Diskussionen, und auf Plattformen wie LinkedIn wird fleißig über die „Agentur der Zukunft“, die „Jobs von morgen“ und die „Disruption der Arbeitswelt“ spekuliert.

Aber seien wir ehrlich: Niemand weiß mit Sicherheit, wie sich KI tatsächlich entwickeln wird. Die Vorhersagen reichen von Utopie bis Dystopie, doch die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Was wir wissen, ist, dass wir gerade in einer Phase der maximalen Unsicherheit leben. Und das ist weder gut noch schlecht, sondern einfach die Realität.

Die KI-Entwicklung: Rasend schnell, aber unvorhersehbar

Nehmen wir ChatGPT als Beispiel. Vor zwei Jahren war es für viele noch ein spannendes Experiment. Heute ist es für Millionen von Menschen ein alltägliches Werkzeug. Die Geschwindigkeit, mit der KI-Technologien wie generative KI (z. B. ChatGPT oder DALL·E) eingeführt und adaptiert werden, ist beeindruckend und stellt selbst erfahrene Expert:innen vor Herausforderungen.

Aktuelle Studien zeigen, wie tiefgreifend KI bereits in unsere Arbeitswelt eingreift. Laut dem Future of Work Report 2025 von PwC geben 37 % der befragten Unternehmen an, dass KI bereits wesentliche Aufgaben in Bereichen wie Datenanalyse, Content-Erstellung und Prozessautomatisierung übernimmt. Bis 2030 erwarten 62 % der Unternehmen, dass KI nicht nur als unterstützendes Werkzeug, sondern als zentraler Bestandteil ihrer operativen Prozesse fungieren wird.

Wenn wir diese Entwicklung in die Zukunft projizieren, ist es nicht abwegig zu sagen, dass KI viele Arbeitsbereiche stark verändern wird. Auch und besonders diejenigen, die repetitive oder regelbasierte Aufgaben umfassen.

Was bedeutet das für die UX-Branche?

Auch in der UX-Welt wird KI neue Maßstäbe setzen. So viel steht fest. Aber wie genau?

UX-Designer:innen sind Expert:innen für die Gestaltung von Erlebnissen. Sie verstehen Menschen, Systeme und die Interaktion dazwischen. Doch neben dem kreativen und analytischen Denken besteht UX-Arbeit auch zu einem guten Teil aus Produktionsarbeit: Wireframes zeichnen, Designs erstellen, Prototypen bauen.

Mit der Weiterentwicklung von KI-Tools, wie z. B. automatischen Prototyping-Programmen oder KI-generierten Designs, wird genau diese Produktionsarbeit immer stärker automatisierbar. Viele Tools sind bereits heute in der Lage, erste Schritte zu übernehmen:

  • Plattformen wie Figma integrieren KI, die automatisch Layouts und Designvorschläge generiert.
  • Uizard nutzt KI, um aus einfachen Skizzen direkt interaktive Prototypen zu erstellen.

Das bedeutet nicht, dass UX-Designer:innen überflüssig werden, ganz im Gegenteil.

Es bedeutet, dass sich unser Fokus verschiebt: weg von der „Tool-Arbeit“ hin zu strategischeren Rollen, die Denkmodelle, Nutzer:innenforschung und kreative Problemlösungen in den Mittelpunkt stellen.

Unsicherheit ist nicht schlecht – aber UX ist entscheidend

In dieser Phase der Unsicherheit sollten wir uns auf das konzentrieren, was UX wirklich ausmacht: die Fähigkeit, Bedürfnisse und Probleme der Nutzer:innen zu verstehen und in Lösungen zu übersetzen. Denn genau hier liegt der Schlüssel für die Zusammenarbeit mit KI:

KI ist nur so gut wie die Daten und Regeln, die ihr zugrunde liegen.

Und diese Daten und Regeln entstehen nicht von alleine – sie werden durch die Arbeit von UX-Expert:innen geformt. Es sind unsere Erkenntnisse aus Nutzerforschung, Journey Mapping und Testing, die überhaupt erst definieren, was eine KI automatisieren soll und wie sie das tun kann.

Beispiel:
Stellen wir uns vor, ein Team von UX-Designer:innen arbeitet an der Modernisierung eines internen ERP-Systems. Eine KI könnte in Zukunft automatisch Wireframes auf Basis von Nutzerdaten generieren – aber woher stammen diese Daten? Es ist die Aufgabe des Teams, diese Informationen durch Interviews, Tests und Beobachtungen zu sammeln und daraus Regeln abzuleiten. Ohne diese Vorarbeit wüsste die KI nicht, welche Bedürfnisse sie erfüllen soll.Hier zeigt sich, dass die Rolle von UX nicht verschwindet, sondern sich verändert. Wir sind nicht mehr nur „Produzenten“, sondern werden zu Architekt:innen der Systeme, die KI steuern.

Ein Aufruf zur Reflexion

Wir wissen nicht, wie KI unsere Arbeitswelt verändern wird. Und das ist okay. Was wir aber wissen, ist, dass es an uns liegt, diese Veränderungen aktiv zu gestalten. Indem wir uns ehrlich mit unseren Aufgaben, Fähigkeiten und Prioritäten auseinandersetzen.

  • Was ist der Teil unserer Arbeit, den eine KI übernehmen könnte – oder vielleicht sogar sollte?
  • Und was ist der Teil, bei dem wir sagen: „Das bleibt meine Aufgabe“?

Lasst uns diese Diskussion führen – offen, ehrlich und ohne Angst vor der Unsicherheit. Denn die Zukunft der Arbeit ist nicht nur eine Frage der Technik. Sie ist vor allem eine Frage des Menschen.

Markus Kugler

Geschäftsführer & Usability Engineer

mk@coeno.com

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