Wir beschäftigen uns bei der coeno immer wieder mit verschiedenen Kreativ- und Usability-Methoden, sowie deren Einsatzmöglichkeiten. Bei einer der letzten Streifzüge durch das Internet sind wir mal wieder auf das Thema Design Thinking gestoßen. Doch auch wenn sich die Methode in der Theorie gut anhört, beurteilen kann man sie so nicht wirklich. Daher waren wir sehr begeistert, als wir einen virtuellen Video-Crash-Kurs der d.school von der Stanford University of Design gefunden haben. Den mussten wir natürlich direkt ausprobieren und wollen euch nun von unseren Erfahrungen berichten.
Mit den ausgedruckten Unterlagen gerüstet, verschiedenen Material zum Basteln bereitliegend und dem Video am Fernseher haben wir es uns in unserem Kreativraum gemütlich gemacht. Fühlt sich natürlich etwas komisch an, aber die beiden Jungs, die durch das Video führen, sind ganz sympathisch.
Emphazise
Am Anfang steht die Mission. Im Videobeispiel ist es die folgende: Gestalte den Prozess des „Schenkens“ für deinen Partner neu. Los geht es mit einem vierminütigem Interview mit dem Partner, um herauszufinden, wie dieser Prozess des „Schenkens“ eigentlich abläuft. Anja erfährt, dass Maxi das Geburtstagsgeschenk für ihren Freund bereits vorzeitig geplant hat. Entschieden hat sie sich für ein „Burger-Kochbuch“. Dabei waren Design und Style des Buches sowie die Empfehlung einer Kollegin die ausschlaggebenden Kriterien. Das rechtzeitige Besorgen hätte sie jedoch beinahe verschusselt, weshalb sie das Buch noch schnell bei Amazon bestellt hat.
Noch interessanter finden wir die Erkenntnisse aus einem zweiten vierminütigen Interview, bei dem nun besonders auf die Emotionen beim Schenkprozess eingegangen wird. So erfährt Anja, dass Maxi häufig gestresst ist, weil sie nicht weiß, was sie ihrem Freund schenken soll.
Define
Die Erkenntnisse aus den beiden Interviews werden nun nach den folgenden zwei Kriterien gefiltert: Ziele und Wünsche und neu Erlerntes über Gefühle und Motivation. Das ist ein Zwischenschritt, um dann das Problem-Statement abzuleiten. In unserem Fall: „Maxi benötigt etwas mehr Input und Anregung zum Schenken, da sie ihrem Freund mindestens zweimal im Jahr etwas schenkt und ihn trotzdem immer überraschen möchte.“
Bisher haben uns Jeremy und George gut durch die einzelnen Phasen geführt und wir haben schon jetzt einiges dazu gelernt. Besonders gut ist, dass man tatsächlich das Gefühl bekommt, Teil des Workshops zu sein, da das Video in den Arbeitsphasen einfach weiterläuft und anzeigt, wie viel Zeit noch bleibt.
Ideate
Mit dem Problemstatement hat man nun eine gute Basis, um in die kreative Phase zu gehen. Ziel ist es, in vier Minuten mindestens fünf Ideen zu skizzieren und diese dann in einer weiteren vierminütigen Phase dem Partner zu präsentieren, Feedback einzuholen und die Ideen gemeinsam weiterzuspinnen. Unser Favorit ist die Geschenkbox mit Losen, wo Maxis Freund seine Wünsche auf kleinen Zettelchen einwerfen kann und Maxi immer wenn es einen Anlass gibt, eine Geschenkidee ziehen kann. So bekommt Maxi Unterstützung bei der Auswahl und ein kleiner Überraschungseffekt bleibt trotzdem bestehen, da vorab nicht klar ist welcher Zettel gezogen wird.
Die Idee wird nun in einer Skizze in drei Minuten ausgearbeitet.
Prototype
Dann wurden wir aufgefordert zu basteln. Es ist sehr ungewohnt mal wieder analog mit Schere und Papier zu arbeiten, aber die Ideen werden dabei tatsächlich konkreter und für mögliche Probleme können direkt Lösungen gesucht werden. Die Ergebnisse können sich doch sehen lassen, oder?
Test
Der fertige Prototype wird nun an den Partner übergeben und von diesem getestet. Über das Feedback wird festgehalten, was gut ist und was verbessert werden könnte. Wir sind dabei in einen richtigen Flow gekommen, haben Fragen aufgeworfen und weitere Ideen entwickelt. Maxi ist mit dem Ergebnis ganz zufrieden und überlegt, so eine Box tatsächlich einmal auszuprobieren.
Unsere Learnings
Am Ende des Videos laden einige Fragen dazu ein das Erlebte direkt zu reflektieren. Besonders gut an dem Prozess hat uns gefallen, dass man eine Idee direkt mit der Person entwickelt, die ein Problem hat. Durch die Interviews am Anfang bekommt man einen guten Einblick. Eine besondere Erfahrung war dabei für uns die Konzentration auf die emotionale Ebene, durch die man ein noch besseres Verständnis für die Person und ihre Beweggründe erhält. Durch die regelmäßige Interaktion mit dieser Person wird die Lösung individuell auf diese zugeschnitten. Bei einem realen Projekt mit einem größeren Kunden sehen wir jedoch ein paar Umsetzungsprobleme, weil die Entscheidungsprozesse nicht so kurz und direkt sind. Durch das Zeichnen und Basteln bekommt man ein besseres Gefühl, wie sich das Produkt tatsächlich anfühlt und die Lösung wird konkreter. Das hat uns auch geholfen die Idee schnell zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Das Experiment hat viel Spaß gemacht und ist mit etwas mehr als einer Stunde auch leicht im Arbeitsalltag unterzubringen. Wir können euch also nur empfehlen, es selbst einmal auszuprobieren.
Maxi und Anja