Das Smart Home ist da und damit die nächste Herausforderung für UX Experten. Doch längst nicht alles, was machbar ist, entspricht auch dem Nutzerwunsch. Das wurde bei der Auswertung der Erfordernisse von zahlreichen Kontextinterviews mit potenziellen Smart-Home-Nutzern und Endverbrauchern, die bereits verschiedene Smart-Home-Komponenten und Sensoren in ihren eigenen vier Wänden installiert haben, deutlich.
Die Ergebnisse lassen folgende Statements zu:
1. Licht an!
Auf den simplen Schalter an der Wand wird auch in Zukunft niemand verzichten. Der Taster bleibt als User Interface die erste Wahl für die Steuerung von Licht im Heim, weil er sich so intuitiv nutzen lässt, dass selbst eingefleischte Smartphone-Fans nicht erst ihr Handy suchen, die App starten und den Regler für den Lichtschalter aktivieren werden.
2. Mobile Szenarien sind ziemlich überbewertet!
Auf die Steuerung von Geräten im Haus per Smartphone kann man gut verzichten. Außer Haus sieht es anders aus: In den Interviews äußerten die Nutzer, dass sie benachrichtigt werden möchten, wenn während ihrer Abwesenheit eine Gefahrensituation im Haus auftritt. Aufgeschlossen zeigten sie sich auch für den Fernstart der Waschmaschine und die Aktivierung der Heizung vor dem Nach-Hause-kommen. Ob der Nutzer diese Geräte dann tatsächlich fernsteuern will, muss sich noch erweisen.
3. Immer gleiche, fest definierte Licht-Szenarien braucht keiner!
Der Super-Schalter, mit dem sich gleichzeitig der Fernseher einschalten, das Licht dimmen und die Jalousie herunterfahren lässt, ist nicht gefragt. Derartige „Multi“-Szenarien decken nur ganz bestimmte Situationen ab und sind damit unflexibel. Nicht jedes Haushaltsmitglied will bei gedimmtem Licht und geschlossenen Jalousien fernsehen.
4. Automatisierung macht Angst!
Die meisten Menschen empfinden Automatisierung als eher bedrohlich.
Automatisierung bedeutet, Annahmen über normale Abläufe zu treffen, ohne sicher zu sein, ob sich diese Annahmen dann in der Praxis bewähren. Deshalb hat eine Automatisierung immer auch etwas Experimentelles und es ist besonders wichtig, dass jeder im Haushalt jederzeit Anpassungen vornehmen kann.
Eine gelungene UX stellt den einfachen manuellen Eingriff in automatisierte Prozesse sicher, damit die Technik gelernt und so Vertrauen aufgebaut wird.
5. Benutzung schafft Anwendungsideen!
Mit der Nutzung von Smart-Home-Technologien werden sich die Anforderungen verändern, weil die Technik die Fantasie der Anwender beflügelt. Voraussetzung dafür ist eine einfache, intuitive und flexible Konfigurierbarkeit des Smart-Home-Systems.
6. Der „Alles aus“ Schalter!
Das Top-Feature für ein wirklich smartes Heim ist der „Alles-aus“-Schalter. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, sein Zuhause beim Verlassen per Knopfdruck in einen Ruhezustand zu versetzen, sei es, um Energie zu sparen, oder aus Sicherheitsgründen.
7. Monitoring interessiert kaum!
Nur wenige Menschen wollen ihren Energieverbrauch überwachen. Die Mehrheit nimmt an, dass sie an ihrem Verhalten nichts ändern kann und hält ein permanentes Verbrauchs-Monitoring folglich für zwecklos. Zudem sagt eine individuelle Verbrauchskurve ohne Referenzverbrauch nichts aus. Falls Geräte plötzlich weniger oder mehr verbrauchen, also Anomalien auftreten, macht eine automatische Info für den Smart-Home-Besitzer allerdings Sinn.
8. Suchen nervt!
Am liebsten würden die Smart-Home-Nutzer etwas ein- oder ausschalten, hoch- oder runterfahren, genau an der Stelle, wo er gerade sitzt oder steht. D.h. er hätte gerne ein Bedienungselement (Taster, Fernbedienung) immer parat, egal, wo er sich gerade befindet. Taster sind meist statisch verbaut, daher unflexible. Fernbedienungen sind auch nicht das Optimum, weil man sie auch mal verlegt und dann suchen muss. Vielleicht wäre ein „Waerable“ die beste Lösung.
9. Atmosphäre schaffen steht im Vordergrund!
Dem Benutzer ist es extrem wichtig, in vielen Situation eine für ihn individuelle Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich wohlfühlen. Licht, Temperatur, Luftqualität, Musik sind neben Geborgenheit die wichtigsten Parameter.
10. Positive User Experience ist Pflicht!
Jede Konfiguration muss einfach, intuitiv und freudvoll sein. Smart-Home-Besitzer nutzen das bereits vorhandene Angebot an Funktionen bei weitem nicht aus, weil sie vor der komplizierten Einrichtung zurückschrecken.